Pfingsten in Malstedt

1926 schrieb der damalige Lehrer Kröger in der Malstedter Schulchronik über das „liebliche“ Pfingstfest:

„In der Nacht zum 1. Pfingstfeiertag schleppen die jungen Burschen Pfingstbäume (Birken) herbei und pflanzen hinter dem Schlafzimmer eines jeden jungen Mädchens einen mehr oder weniger guten Baum ein. Auch der Lehrer bekommt einen Maibaum ab. Am 1. Pfingstfeiertag nachmittags kommen dann die „Jungkerls“ im Dorf herum, tanzen um den Baum, begießen ihn und sammeln Trinkgeld ein, 50 Pfennige bis 2 Mark für jeden Baum. Der Erlös wird dann in Branntwein umgesetzt“.

Daran hat sich auch bis heute kaum etwas geändert: Nur, dass die Mädchen zum Begießen mit durchs Dorf ziehen, die Jungs nicht mehr um den Baum herumtanzen (schade!) und mit den Preisen von früher würde sich heute keiner mehr zufriedengeben. Statt des Lehrers bekommen heute Betriebsinhaber und Selbständige einen großen geschälten Baum mit einer Birkenkrone gepflanzt. Bürgermeister, Brandmeister sowie Neuzuggezogene und Häulebauer bekommen ebenfalls einen Baum gepflanzt allerdings nur einen kleinen wie die Mädels.

Von dem gesammelten Geld wird heute nicht mehr nur „Branntwein“ gekauft, sondern ein Pfingstgrillen veranstaltet für und mit allen Beteiligten (Baumpflanzer/Baumempfänger), das dann in der „Alten Schmiede“ wenige Wochen nach Pfingsten gefeiert wird.

Noch nicht ganz so alt wie das Pfingstbaumpflanzen aber doch schon eine feste Institution in Malstedt ist die alljährlich stattfindende Pfingstfahrradtour der Dorfgemeinschaft für alle Dorfbewohner.

Seit 1995, drei Jahre nach Gründung des Vereins, findet sie immer am Pfingstmontag statt. Verantwortlich für die Planung und Durchführung waren in diesem Jahr Angela und Hans Jürgen Pietsch zusammen mit Bärbel und Volker Hellmers. Gemeinsam wurde die Strecke festgelegt, die dieses Jahr über Hesedorf nach Mulsum und zurück über Kutenholz und Byhusen nach Malstedt führte. Das Mittagessen gab es auf dem Mulsumer Sportgelände und Zeit für einen Bummel durch die Mulsumer Mühle „Anna -Maria“ blieb danach auch noch.

Unterstützung findet man immer von zwei zuverlässigen Personen während der Tour: Zum einen ist es Horst Hellmers, der von Anfang an dabei ist. Er bringt Grill, Bänke, Tische, Salate und Bratwurst zum vereinbarten Mittagpausen-Ort, um dort dann die Bratwurst für die hungrigen Radler lecker zuzubereiten. Zum anderen ist es Irmgard Löwe, die mit ihrem Auto vorausfährt und die Radfahrer in den Pausen mit Getränken versorgt. Sie hat diese Aufgabe von ihrem verstorbenen Ehemann Otto übernommen und begleitet die Tour nun bereits seit 9 Jahren.

Für die geübten Radler waren die 34 Kilometer ein Kinderspiel für andere schon mit schmerzhaften Begleiterscheinungen behaftet. Heil und gut gelaunt kehrten dann alle zu Kaffee und Kuchen in die „Alte Schmiede“ ein, um dort dann die Tour ausklingen zu lassen.

Auch im nächsten Jahr werden wieder die Pfingstbäume gepflanzt werden und es wird wieder auf Tour gehen – Bräuche, die es hoffentlich noch lange in Malstedt geben wird.

Angela Pietsch